Silicon Valley für Afrikas Agrar-Start-ups

Das Vorhaben “Skalierung von digitalen Agrarinnovationen durch Start-ups" (SAIS) unterstützt afrikanische Start-ups im Agrar- und Ernährungsbereich dabei ihre digitalen Innovationen zu skalieren und so eine größere Anzahl von Nutzerinnen und Nutzern zu erreichen. Wichtige Kriterien bei der Auswahl der Start-ups sind das Skalierungspotenzial und der positive Einkommenseffekt der Innovationen bei Nutzerinnen und Nutzern.  

Mit Hilfe der ugandischen Plattform Bringo Fresh können Bauern ihre Waren trotz Kontaktbeschränkungen verkaufen. Die Kunden können die Lebensmittel direkt über die App bestellen. (c) Bingo Fresh

Von Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ)

Die GIZ ist ein weltweit tätiger Dienstleister der internationalen Kooperation für nachhaltige Entwicklung. Sie hat mehr als 50 Jahre Erfahrung in unterschiedlichsten Feldern.

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Ein Mann in einem Feld hält stolz ein Fläschchen und eine Kiste, die Innovation in der Landwirtschaft darstellt.

Dieser Artikel erschien zuerst in Rural21 Vol. 55 No. 1/2021 zum Thema: The challenge of innovation und ist Teil einer Medienkooperation zwischen weltohnehunger.org und Rural 21.

 

Der Agrar- und Ernährungssektor hat das Potenzial, treibende Kraft hinter der wirtschaftlichen Entwicklung Afrikas zu werden. Um dieses Potenzial zu entfalten, braucht es Innovationen, die die Produktion und Produktivität des Landwirtschaftssektors ankurbeln, die Wertschöpfung mehren und dadurch sowohl Jobs als auch Einkommen generieren. In Afrika treiben besonders digitale Innovationen die oft auf Subsistenzniveau betriebene Landwirtschaft voran. Trotz stetig wachsender Venture-Capital-Investitionen in Afrika fehlt es Start-ups in den frühen Phasen der Gründung häufig an Kapital. Dieses ist jedoch eine wichtige Grundvoraussetzung für die Skalierung von Unternehmen und Innovationen. Die Akquise von ausreichendem Kapital fällt vielen jungen Start-ups schwer, und so scheitern bereits 80 Prozent kurz nach dem Launch ihres ersten Produktes. 

 

In diesem „Valley of Death“ in der frühen Gründungsphase setzt das Vorhaben “Skalierung von digitalen Agrarinnovationen durch Start-ups" (SAIS) an: Durch maßgeschneiderte Company-Development-Maßnahmen, die von internationalen Venture Buildern umgesetzt werden, wird die Investment Readiness der Start-ups – also ihre Fähigkeit, die spezifischen Bedürfnisse und Erwartungen von Investoren zu verstehen und zu erfüllen – verbessert. Damit werden die Chancen erhöht, dass die Start-ups das für die Skalierung notwendige Kapital von Investoren erhalten bzw. weitere Märkte mit Hilfe neuer Geschäftspartner erschließen können. SAIS adaptiert damit Prozesse bestehender Innovationssysteme und wendet sie an den afrikanischen Kontext angepasst an.  

 

Durch die Förderung von angestrebten 30+ Start-ups sollen digitale Innovationen die eigentliche Zielgruppe des Projekts erreichen, die ländliche Bevölkerung, die mit den Agrar- und Lebensmittelwertschöpfungsketten verbunden ist. Bis zum Ende der Projektlaufzeit sollen mindestens 100.000 zusätzliche Nutzerinnen und Nutzer gewonnen und ihr Einkommen verbessert werden. Auf diese Weise trägt SAIS zu den Sustainable Development Goals (1) Armutsreduzierung, (2) Hungerbekämpfung, (8) menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum und (9) Industrie, Innovation und Infrastruktur bei.

 

Das Vorhaben umfasst drei Arbeitsbereiche und hat eine Laufzeit von fünf Jahren. SAIS wird von der deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) implementiert.  

 

In drei Schritten aus dem „Valley of Death“ heraus

Step 1: Auswahl von Start-ups: In einem ersten Schritt werden geeignete Start-ups in Afrika für das Vorhaben identifiziert, bewertet und ausgewählt. Die Auswahl der Start-ups erfolgt entlang eines Kriterienkatalogs in einem mehrstufigen Auswahlprozess. Förderfähig sind Start-ups, die Firmengründung und Markteinführung einer digitalen Innovation bereits erfolgreich gemeistert haben sowie erste Kundinnen und Kunden gewinnen konnten. Die Start-ups müssen also in der post-seed bzw. Stage 2 sein. Darüber hinaus müssen sie in Hinblick auf Marktgröße und Zielgruppe ein hohes Skalierungspotenzial aufweisen und bei ihren Nutzerinnen und Nutzern einen positiven Einkommenseffekt generieren. Im zweiten Jahr der Implementierung hat SAIS bereits über 250 Bewerbungen von Gründerinnen und Gründern zu verzeichnen, ein Plus von knapp 20 Prozent, was für das gute Standing des Projekts in Afrikas Agrar-Start-up Ökosystem spricht. 

 

Schritt 2: Investment Readiness Programme. Im zweiten Schritt und dem Herzstück von SAIS durchlaufen die Start-ups ein neunmonatiges Investment Readiness Programme (IRP) mit zugeschnittenen Maßnahmen zur Unternehmensentwicklung.  

 

Zuerst werden Bedarfsanalysen der einzelnen Start-ups erstellt, Optimierungspotenziale definiert sowie individuelle Entwicklungspläne zusammen mit den Gründerinnen und Gründern erarbeitet. Darauf aufbauend werden die Start-ups zur Weiterentwicklung ihres Unternehmens beraten. Je nach Bedarf wird hierbei an Themen wie z. B. Strategieentwicklung, Präzisierung des Geschäftsmodells, Verbesserung von Marketing, Finanzmanagement, Akquisition neuer Kundengruppen oder Technologieberatung gearbeitet. Zudem werden die Pitch Decks – kurze Präsentationen, mit denen sich die Start-ups bei potenziellen Investoren präsentieren – optimiert, Gepflogenheiten im Umgang mit Investoren vermittelt sowie Grundlagen zur Unternehmensbewertung erörtert. In 2021 werden auf diese Weise 16 Start-ups gefördert.

 

Schritt 3: Networking. In einem dritten Schritt werden die Start-ups mit potenziellen Geschäftspartnern und Investoren vernetzt. Um die ausgewählten Start-ups vor und während des Company Developments besser in ihre lokalen Ökosysteme einzubetten, arbeitet SAIS mit einem Netzwerk an lokalen Innovationshubs. Dieses Netzwerk bildet eine wichtige Grundlage für die Vermittlung von Investoren und strategischer Partnerschaften. Dabei handelt es sich sowohl um Kapitalgeber, z. B. Business Angels, Venture Capital Fonds, Impact Investoren, als auch um Geschäftspartner oder Projekte aus der Entwicklungszusammenarbeit. Bereits während der Company-Development-Phase werden erste Kontakte hergestellt. Bei einem Check-in nach der ersten Hälfte des Programmes werden die Start-ups mit potenziellen Investoren und Geschäftspartnern in Kontakt gebracht und über weitere Finanzierungsmöglichkeiten informiert. Auf dem Demo-Day am Ende des IRP werden die Kontakte mit Investoren und potenziellen Geschäftspartnern intensiviert, mit dem Ziel, konkrete Partnerschaften und Geschäftsbeziehungen zu etablieren. Besonders aussichtsreiche Start-ups können an der SAIS Masterclass teilnehmen, die verstärkt auf das Matchmaking mit potenziellen Investoren und Partnern eingeht.

 

Ausblick

Das SAIS-Vorhaben hat sich als ein wichtiger Player für Ag- und FoodTech Start-ups in afrikanischen Ökosystemen etabliert. Die Start-up-Landschaft in Afrika ist klar auf dem Wachstumspfad: junge Menschen versuchen, mit Technologie Lösungen für bestehende Herausforderungen zu finden und einen Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung des Kontinents zu leisten. Trotz des starken Wachstums, auch im AgTech-Bereich, stecken viele Entwicklungen noch in den Kinderschuhen. Vor allem die verfügbaren Investitionen im Bereich Risikokapital sind vergleichsweise gering und erschweren Start-ups mit guten Ideen und Teams die Skalierung. Weniger als 1 Prozent des weltweiten Risikokapitals (2019 ca. 220 Mrd. US-Dollar) wird in Afrika investiert. Zwar verdoppeln sich die Investitionen in etwa von Jahr zu Jahr, aber für die Herausforderungen und Chancen des Kontinents sind sie noch zu gering und lassen wertvolle Potenziale brachliegen. SAIS versucht, durch Matchmaking zusätzliche Kapitalmöglichkeiten für afrikanische Start-ups zu generieren und den Markt auch für Investoren aus Deutschland und Europa interessant zu machen. Hierzu setzt das SAIS Team auf verschiedene Kanäle wie Business Clubs, Investorendatenbanken und selbst aufgebaute Kontakte sowie namhafte Stiftungen. SAIS und afrikanische Start-ups blicken trotz bestehender Herausforderungen wie dem “Valley of Death”, Investitionsknappheit und Corona-Pandemie positiv in die Zukunft.

 

Start-ups bieten klares Potenzial, wichtige Beiträge zum Erreichen der SDG-Agenda zu leisten, wenn sie auch auf die soziale Wirkung abzielen.

 

In naher Zukunft wird sich SAIS deswegen unter anderem stärker auf den frankophonen Raum konzentrieren und versuchen, hier Start-up-Potenziale zu heben, maßgeschneiderte Unterstützungsmaßnahmen für Gründerinnen in der Förderung anzubieten und seine Aktivitäten im Bereich “Investor Education” ausbauen, um Start-ups noch besser Zugang zu Kapital zu ermöglichen.  

 

SAIS-Start-ups in der Corona-Krise

Die Corona-Pandemie stellt die afrikanische Landwirtschaft vor große Probleme, da Großmärkte geschlossen und Reisen in die Handelszentren kaum möglich sind. So verlieren die Landwirtinnen und Landwirte ihre Einnahmen und die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln wird knapp.

 

Diesen Herausforderungen stellen sich einige von SAIS geförderte afrikanische Start-ups mit digitalen Lösungen. Mithilfe der ugandischen Plattform Bringo Fresh können Landwirt*innen ihre Waren trotz Einschränkungen verkaufen. Kund*innen müssen nicht auf die Märkte, sondern bestellen Lebensmittel direkt über die App. Diese werden frisch verpackt und via Moped direkt geliefert. In der Corona-Krise konnte Bringo Fresh seinen Umsatz im Vergleich zum Vorjahr so mehr als verdoppeln. Das sambische Unternehmen eMsika dagegen ist ein virtueller Marktplatz für landwirtschaftliche Hilfsmittel. Saatgut, Düngemittel und neueste Technik wie solarbetriebene Wasserpumpen können online bestellt und in entlegene Regionen geliefert werden. Rund 2.100 sambische Bäuerinnen und Bauern werden von eMsika mit den Hilfsmitteln versorgt.

 

Beide Start-ups planen bereits die nächsten Schritte: Bringo Fresh arbeitet an seiner Ausweitung nach Kenia, und eMsika entwickelt eine Online-Akademie, in der Landwirt*innen zu verbesserten Anbaumethoden geschult werden.

 

Förderfähige Anwendungsbereiche der Start-ups
  • E-Commerce für Bäuerinnen & Bauern (z. B. Produktverkauf, Inputs)
  • Information- & Beratungsleistungen (Knowhow, Beratung, Wetterdaten)
  • Fintech für Farmer (Finanzierung, Kreditdienstleistungen, Crowd Funding) 
  • Farm Supply Chain Management (Farm-Management, Transport, Lagerung) 
  • Neue Technologien (Internet of Things, Künstliche Intelligenz, etc.)   

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Bioökonomie: Bereit für einen gemeinsamen Start?

Ein Beitrag der GIZ

Die Bioökonomie-Bewegung verändert die Landwirtschaft und die Lebensmittelproduktion grundlegend: durch innovative Ideen, umweltfreundliche Ansätze und die Erkenntnis, dass wir global zusammenarbeiten müssen, damit der Wandel wirklich allen zugute kommt. Auf dem diesjährigen German Forum for Food and Agriculture (GFFA) hat das Entwicklungsministerium (BMZ) hier einen Schwerpunkt gesetzt.

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Eine Person sortiert Kaffeebohnen auf großen Trockengestellen in einer ländlichen Landschaft unter blauem Himmel.

Weltverbesserung, schlückchenweise

Ein Beitrag von Jan Rübel

Maura Oerding hat eine Mission: Mit dem Spezialitätenkaffee Angelique's Finest will sie nicht nur neue Märkte erschließen, sondern auch die Kaffeeindustrie revolutionieren. Ihr Erfolgsrezept? Frauen aus Ruanda und Uganda stärken – vom Anbau bis zur Vermarktung. Oerdings Ziel: Qualität, Fairness und Selbstbestimmung in jeder Bohne.

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Eine Frau präsentiert auf der BIOFACH-Messe ein Produkt vor einem Regal mit biologischen Lebensmitteln.

BIOFACH als Game Changer für Bio-Produzent*innen

Von Claudia Jordan

Im Jahr 2025 feiern die GIZ und das Import Promotion Desk (IPD) zehn Jahre erfolgreiche Zusammenarbeit. Mit ihrem gemeinsamen Stand auf der BIOFACH-Messe in Nürnberg konnten sie über 300 Bio-Unternehmen aus Partnerländern auf dem europäischen Markt bekannt machen. Und die Reise geht weiter – trotz Herausforderungen auf dem globalen Markt.

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Eine Frau in traditioneller Kleidung hängt weiße Bündel an eine Wand aus geflochtenem Material.

Gender-transformative Ansätze: Potenziale aller fördern

Ein Beitrag der GIZ

Studien zeigen: Frauen wirtschaften in der Landwirtschaft oft effizienter und nachhaltiger. Hätten sie denselben Zugang zu Produktionsmitteln wie Männer, könnten die landwirtschaftlichen Erträge um bis zu 30 Prozent steigen. Doch es geht um mehr als Produktivität. Wie können gender-transformative Ansätze (GTA) den Wandel vorantreiben und warum sind sie entscheidend für einen nachhaltigen Wandel?

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Eine Gruppe von fünf lächelnden Menschen steht in einer Bäckerei neben einer Ladung frischer Backwaren.

Mit der Kraft des Schmalzgebäcks

Ein Artikel von Jan Rübel und Fabio Rappenecker

Mit einer einfachen, aber wirkungsvollen Idee gegen Mangelernährung: In Nairobi produziert Fabio Rappenecker mit seinem Startup TenX Nutrition Mandazi, die dank zugesetzter Mikronährstoffe zu einem echten Power-Gebäck werden. Das Ziel: Ernährungssicherheit durch lokale, bezahlbare und gesunde Lebensmittel stärken.

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